Aktuelle Veranstaltung

Tegung 27/28 Oktober 2023

„Zur Bedeutung sozialer Arbeit in der psychotherapeutischen Versorgung – Eine Initiative zur besseren Vernetzung in Heidelberg“

Zur Bedeutung der „Sozialen Arbeit“

in der psychotherapeutischen Versorgung –

eine Initiative zur besseren Vernetzung in Heidelberg

 

Das Heidelberger Institut für Tiefenpsychologie (HIT) richtet sich mit seiner diesjährigen Tagung an Psychotherapeutinnen und Vertreterinnen der „Sozialen Arbeit“. Wir möchten die Vernetzung beider Berufsgruppen fördern. Psychotherapeutinnen erhalten u.a. die Möglichkeit, die Einrichtungen der Sozialen Arbeit in Heidelberg besser kennenzulernen. Sozialarbeiterinnen können sich im direkten Austausch u.a. über die Möglichkeiten psychotherapeutischer Unterstützung für ihre Klientinnen informieren.

 

Thema: Zunehmend fällt es immer mehr Patientinnen schwer, ihren Alltag zu strukturieren und soziale Kontakte aufrechtzuerhalten. Ihre Belastbarkeit ist beeinträchtig, in vielen Fällen ist es ihnen nicht mehr möglich, einer regelmäßigen Arbeit nachzugehen. Einen Großteil ihrer Erfahrungswelten vollziehen diese Patientinnen meist nur noch „online“, damit einhergehend schwinden oft der Mut und die Zuversicht, in der real-physischen Welt überhaupt noch bestehen und sozial stärkende Beziehungen eingehen zu können. In der Konsequenz verbleiben die Patientinnen meist in ihrer psychischen Eigendynamik gefangen, sind in ausgeprägte Grübeleien versunken oder massiven Ängsten ausgeliefert. Ein soziales Netz, verlässliche Freunde oder Partnerinnen, die sie in ihrer Not stützen und begleiten könnten, fehlen.

 

In Fällen wie diesen greift die ambulante Psychotherapie, mit einer Frequenz von 1 bis 2 Sitzungen die Woche, meist zu kurz. Sie allein vermag kaum mehr zu leisten als der Tropfen auf den heißen Stein. Wäre es neben der therapeutischen Beziehungsarbeit für die Patientinnen doch auch hilfreich, konkrete Unterstützung in der realen Lebenssituation zu erfahren. Dieser wichtigen Aufgabe nehmen sich Sozialarbeiterinnen bzw. soziale Einrichtungen an. Sie wiederum beobachten ihrerseits Fälle, in denen die Gestaltung der sozialen Strukturen allein nicht ausreichend ist, um den Klientinnen im Lebensvollzug zu helfen. Weil sich z.B. hinter einer fehlende Alltagsstruktur schwerere psychische Störungen verstecken, die die soziale Arbeit regelrecht „sabotieren“ und für deren Bearbeitung es wiederum einer psychotherapeutischen Begleitung bedürfte. In bestimmten Fällen also verweist die psychotherapeutische Arbeit auf die Notwendigkeit sozialer Arbeit und die Soziale Arbeit wiederum auf die Notwendigkeit von Psychotherapie.

 

Doch wie kann im psychotherapeutischen Prozess dieser Brückenschlag zur konkreten sozialen Alltagsgestaltung gelingen? Und wie können Sozialarbeiterinnen die klinische Relevanz von psychischen Störungen adäquat einschätzen und damit umgehen? Bräuchte es hierzu nicht eine bessere Vernetzung von Psychotherapeutinnen und den sozialen Einrichtungen? Welche Angebote gibt es vor Ort und wie ließe sich eine Zusammenarbeit zum Wohle der Patientinnen aus Sicht der „Sozialen Arbeit“ und der „Psychotherapie“ am besten gestalten? In einer Versorgungsrealität, die für Therapeutinnen wie Sozialarbeiterinnen zunehmend schwieriger wird, weil der Bedarf stetig steigt?

 

Kurz: Es kann im Rahmen der Psychotherapie äußerst sinnvoll sein, betroffene Patientinnen auch an soziale Einrichtungen zu verweisen und sich mit den Sozialarbeiterinnen vor Ort konkret zu besprechen. Sogleich stellt sich jedoch die Frage: Kennen wir Psychotherapeutinnen eigentlich die Möglichkeiten einer begleitenden „Sozialen Arbeit“ vor Ort in Heidelberg? Wen können wir wann und wie um Unterstützung bitten? Und umgekehrt fragen sich soziale Einrichtungen sicherlich auch, wen sie wann zur therapeutischen Unterstützung ansprechen könnten. Was bräuchte es, um eine solche Kooperation tatsächlich gelingend zu gestalten? Nach Einschätzung des HIT gibt es hier Bedarf an Information und Austausch. Mit der Initiative dieser Tagung möchten wir „Psychotherapie“ und „Soziale Arbeit“ ein Stück weit näher zusammenbringen.

 

Tagung

Für Freitag, den 27.10.2023 sind ab 20.30 Uhr zwei Vorträge geplant.

 

Prof. Dr. Maren Bösel lehrt „Soziale Arbeit“ an der SRH Hochschule Heidelberg und ist Mitorganisatorin dieser Tagung. Ihr Forschungsschwerpunkt ist die Notwendigkeit der sozialen Arbeit begleitend zur Psychotherapie und wie sich eine sozialarbeiterische Kompetenz in der psychotherapeutischen Versorgung sinnvoll gestalten könnte.

 

Dr. med. Eva-Elisabeth Mannek-Steinbrenner reflektiert als Fachärztin für Psychotherapie und Vorstandsvorsitzende des HIT die Chancen und therapeutischen Fragestellungen bei der Zusammenarbeit mit sozialen Einrichtungen.

 

Im Anschluss an beide Vorträge wird es Raum für Fragen und eine offene Diskussion geben.

 

Zum Ausklang des Abends können bei Brezeln & Wein Psychotherapeutinnen und Sozialarbeiterinnen auch ganz konkret miteinander ins Gespräch kommen und sich bzw. ihre beruflichen Interessen besser kennenlernen.

 

Am Samstag, den 28.10.2023 werden sich ab 9.30 Uhr zentrale soziale Einrichtungen aus Heidelberg vorstellen und von ihrer Arbeit berichten. Auch hier wird es im Anschluss an jeden Vortrag, Raum und Zeit für offene Gespräch geben, in denen wir uns zu den konkreten Möglichkeiten und bestehenden Herausforderungen der Zusammenarbeit austauschen können. In der Kaffee- und Mittagspause mit kleiner Verpflegung kann der Austausch fortgeführt werden.

Zum Abschluss der Tagung möchten wir in einer Art offenen Podiumsdiskussion gerne therapeutische wie gesellschaftliche Fragen diskutieren:

 

In offenen Diskussionen wollen wir uns kritischen Fragen widmen wie: Warum nehmen sich „Psychotherapie“ und „Soziale Arbeit“ gegenseitig kaum zur Kenntnis? Verfolgen sie ein sich ausschließendes Interesse oder reduzieren sie den Menschen gar auf ihr jeweiliges Gebiet? Was macht der Fokus auf die Realsituation in der Psychotherapie mit dem Krankheitsverständnis des Patienten? Ist es gut, manche Patientinnen zur konkreten Hilfestellung an soziale Einrichtungen zu verweisen und wie weit sollte die konkrete Zusammenarbeit gehen? Was macht ein solches Vorgehen mit der therapeutischen Beziehung? Aktuell werden sowohl Psychotherapeutinnen als auch Sozialarbeiterinnen von Klientinnen geradezu überrannt und für die uns vorschwebende Kooperation gibt es eigentlich kaum Zeit oder Ressourcen. Ist diese Situation mit tendenziell überforderten Fachleuten in helfenden Berufen nicht auch Ausdruck einer gesamtgesellschaftlichen Schräglage?

 

Die Tagung ist über die Ärztekammer Baden-Württemberg zertifiziert.

Sie erhalten 9 Fortbildungspunkte

Der Unkostenbeitrag ist 30,- Euro, für Studierende und Auszubildende 15,- Euro.

Tagungsort:
Heidelberger Institut für Tiefenpsychologie (HIT), Alte Bergheimer Straße 5, 69115 Heidelberg (nahe Stadtbibliothek)

Anmeldungen bis zum 20.10.23 unter: info@hit-heidelberg.de

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Artikel zur  Tagung Klima und Psyche aus dem Sommersemester 2022

Oliver Florig

Gutes Leben und psychische Gesundheit. Die ökologische Krise als Chance

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DelaramHabibi-Kohlen

Fünf nach zwölf? Psychoanalytische Überlegungen zur Klimakrise, alten Gewohnheiten und der Schwierigkeit, Neues zu denken

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Matthias Göpfert

Lebst Du noch oder wohnst Du schon…auf höherem Terrain? Wege zur Überwindung kollektiver (Selbst-) Täuschung in der Klimafrage

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Matthias Richter

Kritik unserer zynischen Lebensweise. Warumhandeln wir wider besseres Wissen? Ein Essay

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