VERANSTALTUNGEN |
aktualisiert: 04.08.2024
Vortrag, Austausch und Diskussion
Vernetzung Soziale Arbeit und Psychotherapie
Soziale Probleme in der ambulanten Psychotherapie – erkennen, einordnen und interdisziplinär handeln
Prof. Dr. Maren Bösel und Anne Kloos
Mittwoch, 13. November 2024, 20:00-22:00 Uhr
Es ist wissenschaftlich unumstritten, dass die Entstehung psychischer und psychosomatischer Erkrankungen in Wechselwirkung mit sozialen Einflussfaktoren steht. Patient:innen finden sich zunehmend in „Multiproblemsituationen“ wieder, die insbesondere die Aufrechterhaltung von sozialen Alltagsstrukturen, wie auch die Arbeitsfähigkeit stark beeinträchtigen. Dabei vollziehen sie ihre Erfahrungswelten oftmals „online“ – was ihre Fähigkeiten für zufriedenstellende und stärkende soziale Beziehungen zudem stark mindert. Die damit verbundenen Herausforderungen setzen die betroffene Patient:innen und Behandler:innen im Rahmen der ambulanten Psychotherapie unter Handlungsdruck und sind innerhalb dieses therapeutischen Settings kaum noch lösbar. Aus diesen Gründen scheint uns eine frühzeitige Einbindung der Klinischen Sozialarbeit mit ihren sozialdiagnostischen Instrumenten und sozialtherapeutischen Interventionen in den Behandlungsplan äußerst wichtig.
Die beiden Vorträge sollen einen Überblick zu den Möglichkeiten des Umgangs mit sozialen Problemen im Rahmen der ambulanten Psychotherapie aufzeigen und den interdisziplinären Austausch fördern.
DAS PROGRAMM:
- „Handlungsmöglichkeiten der (Klinischen) Sozialarbeit in der Versorgung von Menschen mit psychischen und psychosomatischen Erkrankungen“
(Prof. Dr. Maren Bösel, Heidelberg) - „Küchentisch und Therapiesessel – wer macht was mit wem? Schnittstellensuche zwischen aufsuchender Jugendhilfe und Psychotherapie“
(Anne Kloos, Teamleitung ambulante Hilfen zur Erziehung, AGFJ Rhein Neckar)
Jeweils mit Austausch und Diskussion
Psychotherapeuten diskutieren gemeinsam tagesaktuelle Themen
Mittwoch, den 20. November, 20:30 Uhr:
PSYCHOANALYSE VON KRIEG UND FRIEDEN
vorgestellt von Dr. Bernhard Hain
Dr. Bernhard Hain stellt in einer circa 40 minütigen Einführung psychoanalytische Sichtweisen der Bereitschaft vor, Kriege zu führen oder Frieden zu ermöglichen. Im Mittelpunkt steht die aktuell wirkungsmächtige Theorie des „Ressentiments“ von Leon Wurmser. Weiter werden Text-Passagen von V. v. Weizsäcker und ein Tondukument von A. Mitscherlich als frühe psychoanalytische Versuche des „Verstehens“ von Kriegsbereitschaft und Friedensunfähigkeit angeführt. Schließlich soll eine Auseinandersetzung mit „Kunst im und gegen den Krieg“ (Käthe Kollwitz und Ernest Hemingway ) eine entlastende Aussicht für Teilnehmerinnen und Teilnehmer in der anschließenden gemeinsamen Diskussion ermöglichen.
Über zahlreiches Kommen würden wir uns freuen!
Über die neue Diskurs-Reihe: Was vermag die Psychoanalyse bzw. Tiefenpsychologie zu aktuellen Debatten des öffentlichen Lebens beizutragen? Und wie spiegeln sich gesellschaftliche Veränderungen in unserer Arbeit mit den Patienten wider? Diesen Fragen wollen wir in Zukunft gemeinsam mit interessierten Kollegen nachgehen.
Ungefähr alle zwei Monate treffen wir uns dazu an einem Wochentag um 20:30 Uhr. Dabei wird immer ein anderes aktuelles Thema im Fokus stehen. In einem Impulsreferat soll das jeweilige Thema für circa 20-30 Minuten eingeführt werden. Anschließend wollen wir dazu miteinander ins Gespräch kommen. Die Debatte wird von Oliver Florig oder Matthias Richter moderiert. Als Moderatoren wollen wir außerdem versuchen, zentrale Argumentationen und Erkenntnisse des Abends im Hintergrund festzuhalten. Bei regem Engagement der Teilnehmer könnte daraus auch ein Blog auf unserer Webseite entstehen.
Es ist erwünscht, dass Teilnehmer eigene Themen für spätere Termine vorschlagen bzw. selbst 20-30 Minuten vorstellen. Wir sind sehr gespannt auf Ihre Teilnahme und mögliche Beiträge.
Moderation: N. N.
Ort: HIT, Alte Bergheimer Str. 5, 69115 Heidelberg. Diese Veranstaltung ist mit 3 Punkten zertifiziert.
Vortrag und Workshop
„Phänomenologische Psychopathologie“ (Teil II)
Prof. Thomas Fuchs (Heidelberg)
Vortrag: Freitag, 24. Januar, 20:30 Uhr, Eintrittspreis 15 Euro
Workshop: Samstag 25. Januar, 9:30-15:00 Uhr, Teilnahme 30 Euro
Sie können gerne nur zum Vortrag erscheinen, zum Workshop wegen begrenzter Teilnehmerzahl bitte anmelden!
Zusammenfassung
Die phänomenologische Psychopathologie untersucht und beschreibt nicht nur das subjektive Erleben in psychischen Störungen. Sie kann auch als eine Grundlage für alle Psychotherapieverfahren dienen, die der subjektiven, besonders der leiblichen Erfahrung besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Der Vortrag gibt eine Einführung in die phänomenologische Sichtweise, insbesondere in das Konzept des phänomenalen Feldes, des Lebensraums und des Leibgedächtnisses.
Im Workshop schließt sich daran an die spezielle Phänomenologie folgender Störungen (Auswahl je nach zeitlichem Spielraum):
- Angst als leiblicher Konflikt, in dem sich eine existenzielle Bedrängnis manifestiert;
- Depression als Störung der leiblichen Resonanz und Zeitlichkeit;
- Schizophrenie als Störung des verkörperten Selbst oder „disembodiment“;
- Trauma als Störung des Leibgedächtnisses;
- Anorexie als Konflikt innerhalb der Leiblichkeit.
- Zum Workshop wegen begrenzter Teilnehmerzahl bitte anmelden unter: info@hit-heidelberg.de
- Vortrag und Workshop sind akkreditiert und Sie erhalten entsprechende Fortbildungspunkte.
Prof. Thomas Fuchs ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Phänomenologische Anthropologie, Psychiatrie und Psychotherapie und Inhaber der Karl-Jaspers-Professor für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie.
Literatur:
- Fuchs (2020) Randzonen der Erfahrung. Beiträge zur phänomenologischen Psychopathologie. Alber, Freiburg.
- Fuchs (2023) Psychiatrie als Beziehungsmedizin. Ein ökologisches Paradigma. Kohlhammer, Stuttgart.
Vergangene Veranstaltungen
Psychotherapeuten diskutieren gemeinsam tagesaktuelle Themen
Mittwoch, den 26. Juni, 20:30 Uhr:
ZUKUNFT OHNE HOFFNUNG: WIE LEBEN WIR IN ZEITEN DER KRISE?
vorgestellt von Dr. phil. Oliver Florig und Dr. phil. Matthias Richter
Die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in dieser Welt gehört spätestens seit der Säkularisierung zu den Energiequellen westlicher Gesellschaften. Ob es dabei um die einfache Hoffnung geht, dass „es unsere Kinder einmal besser haben werden“, oder aber um die Hoffnung auf eine klassenlose Gesellschaft, den Weltfrieden oder auf eine Versöhnung mit der Natur, immer wieder konnten Menschen ihre Kraft und Orientierung aus positiven Zukunftsentwürfen ziehen. Man kann sich gut vorstellen, wie sehr eine solche Hoffnung auch psychisch stabilisiert.
Viele dieser Hoffnungen scheinen inzwischen unglaubwürdig: der Krieg in der Ukraine beendet die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden in Europa. Der Krieg im Gazastreifen lässt den Friedensprozess im Nahen Osten aussichtslos erscheinen. Und auch die ökologische Lage spitzt sich immer mehr zu. Mögliche ökologische Verbesserungen haben jedenfalls nicht den Charakter einer Versöhnung mit der Natur, sondern bringen allenfalls neue, etwas weniger zerstörerische Formen der Naturnutzung hervor. Und an eine klassenlose Gesellschaft glaubt ohnehin niemand mehr. Der politischen Linken gelingt es noch nicht einmal mehr, das Wachsen sozialer Ungleichheit zu verhindern.
Worauf also können wir heute hoffen? Was heißt eigentlich Hoffnung? Und wie gehen wir mit dem Befund der Hoffnungslosigkeit um? Zeigt sich diese Hoffnungslosigkeit auch in unseren Praxen?
Über zahlreiches Kommen würden wir uns freuen!
Psychotherapeuten diskutieren gemeinsam tagesaktuelle Themen
Dienstag, den 27. Februar, 20:30 Uhr:
WARUM POLARISIERT DER GAZA-KRIEG?
vorgestellt von Dr. phil. Oliver Florig und Dr. phil. Matthias Richter
Nachdem am ersten Abend die allgemeinen Grundzüge der gesellschaftlichen Polarisierung herausgearbeitet wurden, wollen wir diese nun am Beispiel einer aktuellen Debatte konkretisieren. Insbesondere zu den Attentaten des 7. Oktober und dem Krieg im Gaza-Streifen gibt es in der Öffentlichkeit stark polarisierte Positionen: Für die eine Seite gehört Israel die uneingeschränkte Solidarität Deutschlands angesichts des Terrors der Hamas. Der Krieg im Gazastreifen sei als Selbstverteidigung im vollen Umfang gerechtfertigt. Die andere Seite scheint diesen Terror als Widerstandsakt gegen eine kolonial auftretende Macht zu begreifen und wirft Israel vor, einen Genozid zu begehen. Beide Seiten bauen einen hohen normativen Druck auf: Wer die Dinge nicht so sieht wie wir, ist Antisemit bzw. Komplize eines Völkermords.
Wie kommt es zu derart weit auseinanderklaffenden Sichtweisen, die jeweils von uns erwarten, moralisch eindeutig Partei zu ergreifen? Wie können wir psychisch eine Offenheit bewahren, die das Leid beider Seiten sieht, ohne Unrecht zu entschuldigen? Wie gehen wir mit dem normativen Druck beider Seiten um, der einen bei jedem Wort Angst haben lässt, sich als Mensch mit falscher Gesinnung entlarvt zu sehen? Die Psychoanalytische Bewegung stand nach dem 2. Weltkrieg auch für eine differenzierte Auseinandersetzung mit der deutschen Schuld am Judentum. Was folgt Ihrer Meinung nach aus den nationalsozialistischen Verbrechen für eine deutsche Sicht auf diesen Krieg?
Psychotherapeuten diskutieren gemeinsam tagesaktuelle Themen
Dienstag, 5. Dezember, 20:30 Uhr:
Gesellschaftliche Polarisierung
vorgestellt von Dr. phil. Oliver Florig
Viele Menschen haben den Eindruck, dass gesellschaftliche Auseinandersetzungen und Debatten zunehmend härter geführt werden. Meist bilden sich zu politischen und gesellschaftlichen Fragen zwei Lager heraus, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Differenzierte Stimmen oder Meinungen, die in keines der Lager passen, scheinen schwer Gehör zu finden. Anhand der Themen Migration und Selbstbestimmungsgesetz wollen wir diese Polarisierungstendenzen zu verstehen versuchen: Am Anfang soll ein kurzes Impulsreferat stehen, das die vorherrschenden, polaren Positionen zu den genannten Themen aus der Perspektive der politischen Theorie kurz charakterisiert. Diese Beschreibung der Lage können wir dann diskutieren. Anschließend wollen wir uns fragen, wie diese Spaltungen und Polarisierungen zustande kommen. Welche psychologischen und gesellschaftlichen Dynamiken sind hier am Werk? Wie gehen wir persönlich mit diesen Tendenzen in uns um? Was ist nötig, um eine differenzierte Sicht zu gewinnen oder zu behalten?
Vortrag und Workshop
„Phänomenologische Psychopathologie“
Prof. Thomas Fuchs (Heidelberg)
Vortrag: Freitag, 02. Februar 20:30 Uhr, Eintrittspreis 15 Euro
Workshop: Samstag 03. Februar, 9:30-15:00 Uhr, Teilnahme 30 Euro
Sie können gerne nur zum Vortrag erscheinen, zum Workshop wegen begrenzter Teilnehmerzahl bitte anmelden!
Zusammenfassung
Die phänomenologische Psychopathologie kann als eine konzeptuelle Grundlage für alle Psychotherapieverfahren dienen, die der subjektiven, besonders der leiblichen Erfahrung besondere Aufmerksamkeit zuwenden. Sie stimmt überein mit aktuellen Ansätzen der Verkörperung bzw. des Embodiment, die diese Erfahrung nicht im Gehirn lokalisieren, sondern als Aktivität des gesamten Organismus in seiner Interaktion mit der Umwelt ansehen.
Der Vortrag (Freitag 20:30 Uhr) gibt zunächst eine Einführung in die Konzeption des verkörperten Selbst, der verkörperten Emotionen und der Zwischenleiblichkeit.
Diese Konzeption wird im Workshop am Folgetag (Samstag 9:30-15:00 Uhr) vertieft und um die phänomenologischen Konzepte des phänomenalen Feldes, des gelebten Raums, des zwischenleiblichen Unbewussten und des Leibgedächtnisses erweitert. Kasuistische Illustrationen und Wahrnehmungsübungen ergänzen den Bezug zur therapeutischen Praxis.
- Zum Workshop wegen begrenzter Teilnehmerzahl bitte anmelden unter: info@hit-heidelberg.de
- Vortrag und Workshop sind akkreditiert und Sie erhalten entsprechende Fortbildungspunkte.
Prof. Thomas Fuchs ist Vorsitzender der Deutschen Gesellschaft für Phänomenologische Anthropologie, Psychiatrie und Psychotherapie und Inhaber der Karl-Jaspers-Professor für Philosophische Grundlagen der Psychiatrie und Psychotherapie.
Literatur:
- Fuchs (2020) Randzonen der Erfahrung. Beiträge zur phänomenologischen Psychopathologie. Alber, Freiburg.
- Fuchs (2023) Psychiatrie als Beziehungsmedizin. Ein ökologisches Paradigma. Kohlhammer, Stuttgart.